Erfurt, 15. bis 23.
August 2009: Polyfantasiawoche
Ordnungsgemäße Normalität, biedere Monogamie und heterosexuelle
Monosexualität gibt's genug. Zeit, die Monotonie zu durchbrechen. In
der Woche vor dem Christopher Street Day verwandelt sich das Alte Innenministerium
in Erfurt ins Polyfantasiahaus. Wir sind hier, wir sind polymorph pervers
und wir lassen uns nicht vorschreiben, wie wir zu leben haben. Acht Tage Punk,
Elektrotrash, Queertheory und polyfidele Praxis, acht Tage mit Workshops,
Veranstaltungen, KücheFürAlle, Vorbereitung auf den CSD und einem
rauschenden Fest, dem Polyfantasiaball 2 am Abend vor dem CSD. Eine queere
Woche im größten Provinznest der Welt!
Alle Veranstaltungen finden im Polyfantasiahaus (Altes Innenministerium, Heinrich-Mann-Str.
11, Erfurt) statt.
Programm
Sonnabend, 15.8., 10.30 Uhr 20 Uhr:
Tagesworkshop "Liebe
im Kapitalismus"
Zur Auseinandersetzung mit der sexistischen und heteronoramtiven Normalität
veranstaltet widerdienatur einen Tagesworkshop und drei Filmabende zur Kritik
der Romantischen Liebe. Im Tagesworkshop wird der Film Haben (oderr
nicht)" (Frankreich 1995) einer interdisziplinären Filmdiagnose
unterzogen. Der Film erlaubt das Erleben eines gemeinsamen Wissensstands als
Ausgangsbasis für eine gemeinsame Deutung seiner Inhalte. Im Workshop
wird der Film nicht von vornherein ideologiekritisch gesehen, sondern zuerst
in seinen innewohnenden Kategorien analysiert. Erst am Ende der Analyse widmen
wir uns explizit dem gesellschaftlichen Kontext und kommen zur Frage: Was
ist denn nun mit der Liebe in der Warengesellschaft? Die Filmabende finden
am 7.9., 21.9. und 5.10. jeweils in der Offenen Arbeit
Erfurt statt.
Sonntag, 16.8., 19 Uhr:
Filmabend XXY
Einer der wenigen Filme, die geschlechtliche Abweichung nicht als defizitär
darstellen.
Montag, 17.8., 19 Uhr:
Begründet Queer.
Diskussionsveranstaltung mit Katrin Dreier
Queer ist .. eine abgefahrene akademische Theorie? ... eine radikale politische
Bewegung? ... eine Partymode? Begründet Queer" heißt
inhaltliche Diskussionen zu führen. Genaueres dazu demnächst auf
unserem Blog.
Dienstag, 18.8., 19 Uhr:
Küche für
alle
Essen wie im Besetzten Haus mit Kultur-Programm
Donnerstag, 20.8., 19 Uhr:
Homophober Moslem,
toleranter Westen? Diskussionsveranstaltung mit Georg Klauda
Islamische Staaten geraten durch die Verfolgung Homosexueller immer wieder
in den Blickpunkt der westlichen Medien, die solche Vorfälle gern als
Zeichen kultureller Rückständigkeit interpretieren. Dabei beschworen
Homosexuelle die Kultur des Orients" noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts
als ein tolerantes Gegenbeispiel zu den Jahrhunderten religiöser und
säkularer Verfolgung in Europa. Man mag kaum glauben, daß sich
die Lebensweise in islamischen Gesellschaften in einer so kurzen Zeitspanne
auf so einschneidende Weise geändert haben soll. Doch gerade diejenigen,
die mit dem Finger auf die Homophobie der islamischen Welt zeigen, gehen jeder
Erklärung dieses Wandels aus dem Weg. Anhand zahlreicher historischer
und aktueller Quellen belegt Georg Klauda, daß die Schwulenverfolgung
in Ländern wie Iran und Ãgypten eine Erfindung des christlichen
Westens ist, die im Zuge der Globalisierung in die entlegensten Winkel dieser
Welt exportiert wird.
Freitag, 21.8., 22 Uhr:
Polyfantasiaball 2
Queer-Party am Vorabend des Erfurter CSD. Ton und Bild von Monotekktoni
(Experimental Electronica), Noisy Pig (Comedy Electro), Stanley Schmidt (Minimal)
und Lea Legrand (Electro), Coctailbar, Chillout, UnDarkroom, Pianobar zum
Einlass, Film- und Bildinstallationen
Samstag, 22.8., 14 Uhr am Bahnhofsvorplatz:
Erfurter CSD
Der historische Anlaß des CSD jährt sich in diesem Jahr zum
40. Mal. Im Juni 1969 kam es in New York fünf Tage lang zu Aufständen
gegen staatliche Repression. Menschen, die bis dahin verschiedene Arten von
Diskriminierungen hatten erfahren müssen, wehrten sich erfolgreich gegen
eine legitimierte Kriminalisierung. Die CSD-Demo in Erfurt steht in diesem
Jahr unter dem Motto "Wir bleiben alle" und stellt sich in
die Tradition des Auffbegehrens. Aufruf, Forderungen und Unterstützer_innen
unter http://csd-erfurt.de.
Zum Veranstalter
widerdienatur ist eine kleine, queer-feministische Gruppe. Wir danken
dem Bildungskollektiv BiKo, dem LSVD Thüringen, der Rosa-Luxemburg-Stiftung,
dem Besetzten Haus Erfurt, den Künstler_innen und Referent_innen und
allen andern, die bei der Realisierung der Polyfantasiawoche helfen. Nazis,
sexistisches, rassistisches, homophobes und sonstwie ausgrenzendes Verhalten
nicht erwünscht. http://widerdienatur.blogsport.de