Queen Killer
Derzeit
in der Schweiz und in Deutschland zu sehen ist eine als spektakulär
annoncierte einzigartige Symbiose aus Musik, Multimedia- und Musical-Show-Elementen
ein Musikerlebnis der Extraklasse! Was aber ist bemerkenswert
an dem von den Passauer Brüdern Werner und Oliver Forster produzierten
Event We are the Champions?
Fans werden
sofort wissen, daß es sich dabei nur um A tribute to Freddie Mercury
handeln kann, den am 23. November 1991 an den Folgen von AIDS verstorbenen
Sänger der Glam-Rock-Band Queen laut Plakat unvergessen,
unvergleichlich, unerreicht. Eher wohl unerreichbar; wer
das Original gesehen hat, weiß das spätestens, wenn sich das Star-Double
dem Publikum präsentiert. Johnny Zatylny (41), Frontmann der Queen-Tributband
MerQury, sieht Freddie Mercury zum Verwechseln ähnlich, schrieb
die Bild-Zeitung. Dem wird jeder Marsianer zustimmen, der schon mal Erdlinge
gesehen hat: Wie einst Mercury, so verfügt auch der in Dresden lebende
Kanadier über Kopf, Rumpf und Extremitäten und bewegt sich singend
über die Bühne. Seine Stimme klingt sogar nach dem 1946 als Farookh
Bulsara auf Sansibar geborenen Vorbild, nur leider fehlen ihr deren Prononciertheit
und Volumen. Ausgestattet mit dem Vorsatz, sich unterhaltsam betrügen
zu lassen, könnte man darüber hinweghören wie über die
Hüftpolsterung hinwegsehen. Was Zatylny um Welten von Mercury trennt,
ist jedoch etwas anderes. Dessen Gesang und geschmeidige Bewegungen strahlten
eine intelligente, provozierende Erotik aus, die nicht wirklich auf Frauen
ausgerichtet war. Eben dieses Signalsystem ist für den frauenfixierten
Zatylny eine Fremdsprache. Egal, in welchem Kostüm, ob glamourös
mit Federboa oder schlicht als Jeansboy, Mercury erschien stets kapriziös
und hätte nackt nicht ausgezogener sein können. Er trampelte auch
nicht hölzern über die Bühne. Zatylny kennt das Paralleluniversum
nicht, in dem Mercury verkehrte, und hält wohl sogar die Killer
Queen des 74er Hits für eine Dame. Peinlich berührt, bekommt
man Mitleid mit dem Kopisten.
Erstklassige
Musiker, Tänzer und Entertainer präsentieren ein Feuerwerk der größten
Hits von Queen, verspricht die Werbung. Tatsächlich spielt die
Dresdner Band akzeptabel, die Darstellung der anderen Queen-Mitglieder
Roger Taylor, Brian May und John Deacon bedurfte ja nicht besagter
Codes und gelang darum, besonders im Falle Brian Mays, überzeugender.
Ja, es gibt sogar einen guten Tänzer sowie ein charmant-britisches Highlight
in Person Mercurys langjährigen Faktotums Peter Freestone. Der in die
fiktive Radio Gaga Show eingebaute Mercury-Biograph darf als einzige glaubhafte,
weil Original-Figur der Aufführung gelten, die mit ihrem drögen
Handlungskitt, so der Münchner Merkur, weniger wie ein Musical wirke,
sondern eher wie eine auf Imitation beruhende Maxi-Playback-Show, (fast)
ohne Playback, versteht sich.
Mein Tip:
Sparen Sie sich das Geld für dieses 25-Titel-Rockkonzert und die beiden
anderen, ebenso als Tribute to Freddie Mercury touristisch vermarkteten
Produktionen The show must go on (Augsburg) und We
will rock you (London). Von Queen-CDs haben Sie mehr.
Eike Stedefeldt