Sie
ist Dozentin an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg
für den Themenbereich Prostitution und Frauenhandel, Mitglied im Bundesvorstand
des Bundes demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi)
sowie Mit-Initiatorin des Ratschlags Prostitution in Hamburg. Auf ihr Konto
ging die Erstellung von Studien zu diesem Thema, unter anderem für den
ver.di-Bundesvorstand. Sie ist wiederholt als Herausgeberin und Autorin entsprechender
Publikationen in Erscheinung getreten und hat folglich mal wieder ein Buch
auf den Markt geworfen: Emilija Mitrovic.
Ursache
hierfür war die zweitägige Veranstaltung Prostitution und
Frauenhandel in Europa Bundesweite Konferenz gegen Frauenhandel
am 1. und 2. Dezember 2005 in Berlin, veranstaltet in einer konzertierten
Aktion von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft und der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung
(s.a. Ortwin Passon: Mythen und Märkte, junge Welt, 01.12. 2005,
sowie Ulrike Henning: Huren bleiben weiter draußen, Neues Deutschland,
13.12. 2005). Wichtige Fragen wurden seinerzeit weder gestellt noch beantwortet,
etwa: Warum funktioniert die sozialversicherungspflichtige Sexarbeit nicht?
Wenn sie denn ein selbständiges Gewerbe bliebe, verlöre die Gewerkschaft
nicht auch hier ihre Daseinsberechtigung (vgl. Gigi Nr. 15/2001, S.
20 f.)?
Nun
werden diese zwei Dezembertage vermarktet: Was die Boulevardpresse in
einen Topf wirft Prostitution = Frauenhandel = Zwangsprostitution
werde in Emilija Mitrovics Buch differenziert und parteilich
aus der Sicht der betroffenen Frauen und Männer diskutiert, behauptet
der vollmundige Kurztext. Glanzlicht dieses broschierten Werks sind Kommunikative
Bilder (vierfarbig) von Ryszard Majewski im mittleren Teil. Besonders
ärgerlich und beredter Ausdruck von Differenziertheit und Parteinahme
für die Betroffenen: Da wird die unter praktizierenden Sexworkern alles
andere als unumstrittene Declaration of the Rights of Sex Workers in
Europe, verabschiedet von oft nur durch Sitzfleisch und Organsiationsnähe
legitimierten Sex-Funktionären auf der European Conference
on Sex Work, Human Rights, Labour and Migration vom 15.-17. Oktober
2005 in Brüssel, im Schlußteil unkommentiert abgedruckt und unreflektiert
verbreitet. Daß sie von Gegnern des Sexbizz als Argumentationshilfe
benutzt wird gegen die uneingeschränkte Entkriminalisierung und Anerkennung
des Berufsbildes, hätte in einer kritischen Analyse der Herausgeberin,
deren Visitenkarte sie als Mitarbeiterin des ver.di-Fachbereichs 13 für
Besondere Dienstleistungen ausweist, an dieser Stelle keinesfalls
unterlassen werden dürfen.
Die Tagungsdokumentation von Emilija Mitrovic (Hrsg.): Prostitution und Frauenhandel. Die Rechte von Sexarbeiterinnen stärken! Ausbeutung und Gewalt in Europa bekämpfen!, ISBN 3-89965-191-X, ist 2006 bei VSA Hamburg erschienen, umfaßt 160 Seiten mit vielen Farbfotos, kostet 12,80 Euro. Und sie muß nicht wirklich käuflich erworben werden, meint der Rezensent: Denn schon für die Hälfte dieses Betrages bekämen Sie spritzigere Arbeitsergebnisse in so manchem Pornokino geboten.
Ortwin Passon